ELEKTROHASE #3 im Detail
ELEKTROHASE #3 ist eine interaktive Rauminstallation.
Motivation
Die Installation besteht aus drei Hasenplastiken, die über einen speziell implementierten Webserver mit dem Internet verbunden sind. Der Webserver verarbeitet Informationsströme aus dem Internet, wie z. B. Lifestreams sozialer Netzwerke, Tweets, RSS Feeds, Email-Postfächer oder anderer Informationsquellen. Die verarbeiteten Datenströme des Webservers beeinflussen den Gemütszustand der Elektrohasen ihr Zustand wird durch Lichtsignale oder Klopfgeräusche dargestellt.
ELEKTROHASE #3 setzt sich kritisch mit der Problematik des beständig zunehmenden Konsums elektronischer Informationen auseinander. Information bedeutet für den Konsumenten einerseits Kommunikation, Inspiration und Wissen. Andererseits beeinflussen und lenken Informationen die eigenen Gedanken auch in unerwünschter Art und Weise.
Es wird damit die Frage aufgeworfen, welches Maß an Information für den Menschen hilfreich und nützlich ist. Damit ist unmittelbar auch die Frage verbunden, ob es eine Grenze gibt, an der die positiven Effekte von Informationen in das Gegenteil umschlagen können. Was ist ein sinnvolles Maß an Information? Wie kann man ein Gleichgewicht zwischen Inspiration von Außen und Kreativität von Innen finden? Wieviel stille, von außen unbeeinflußte gedankliche Reflektion braucht der Mensch?
ELEKTROHASE #3 ist durch Eigenbeobachtungen des Künstlers inspiriert. Der Auslöser war die Beobachtung, dass bei meditativer Versenkung stets eine gedankliche und körperliche Unruhe wahrnehmbar ist. Der Künstler fand diese persönliche Erfahrung in einigen Episoden des Buches "Krieg der Bergdämonen" von Alan E. Baklayan bestätigt. Das Buch schlußfolgert, daß die beste Antwort auf innere Unruhe in höchster Wachsamkeit und dem Streben nach größerer Ruhe besteht.
Umsetzung
ELEKTROHASE #3 nimmt die Gedanken der erhöhten Wachsamkeit und dem Streben nach innerer Ruhe auf und setzt sie durch eine technische Lösung um. Elektronik und Software ermöglichen die Wahrnehmung und Reflektion von Informationen aus dem Internet in Echtzeit.
Die Erscheinung der interaktiven Plastiken ist die stilisierte Form eines Hasen bzw. eines Kaninchens. Hase und Kaninchen stehen für biologische Organismen mit extrem sensibel ausgeprägten Sinnen. In der Natur sind diese feinen Sinnesorgane für Fluchttiere wie Hase und Kaninchen überlebenswichtig. Das Kaninchen als Rudeltier, hat zudem noch eine weitere Überlebensstrategie entwickelt: jedes Individuum stellt seine Sinne in den Dienst des Kollektivs. Aufgeschreckte Kaninchen warnen das Rudel vor Gefahren, indem sie laut mit den Hinterfüßen klopfen. Ein Kaninchen-Kollektiv wird dadurch zu einem hochsensiblen Superorganismus mit einer Vielzahl hochsensibler Sensoren, die dem gesamten Rudel dienen.
Analog zum natürlichen Vorbild ist ELEKTROHASE #3 die Implementierung eines künstlichen Sinnesorgans zur sensiblen Wahrnehmung von Informationsmengen und der damit verbundenen inneren Unruhe: jede Hasenplastik repräsentiert eine Informationsquelle. Das Kollektiv von Hasenplastiken repräsentiert die Gesamtmenge an konsumierten Informationen. Jeder ELEKTROHASE hat eine individuelle Obergrenze in Bezug auf Informationsmengen und eine individuelle Sensibilität für bestimmte Informationsinhalte. Wird die maximale Informationsmenge überschritten, oder treffen irritierende Inhalte ein, so zeigt der ELEKTROHASE eine körperliche Reaktion in Form von Unruhe. Diese Unruhe überträgt sich auch auf die anderen Elektrohasen des Kollektivs.
ELEKTROHASE #3 bedient sich beim Ausdruck des Gefühls "Unruhe" bei der Körpersprache von Kaninchen. Das schnelle oder langsame "mit der Nase wackeln" von Kaninchen ist ein vom Menschen intuitiv verständliches Signal, das keiner Erklärung bedarf. Bei höchster körperlicher Anspannung reagiert ELEKTROHASE #3 zudem wie ein reales Kaninchen: es erzeugt laute Klopfgeräusche, um das gesamte Kollektiv zu warnen.